Das Wissen über Pflanzen spielte von Anbeginn der europäischen Kolonialexpansion eine sehr große Rolle. Nicht nur glänzendes Gold trieb die Kolonisierung an, sondern auch der Wunsch nach einem direkten Zugriff auf bereits in Europa bekannte Pflanzen wie Pfeffer, Zimt, Muskatnuss und andere Gewürze. Mit dem sogenannten „Kolumbus-Effekt“ ab 1492 begann? eine ökologische und landwirtschaftliche Veränderung großen Ausmaßes auf beiden Seiten des Atlantiks, später auch weltweit: Der Austausch und die Wechselwirkung von jeweils unbekannter Flora veränderten viele gesellschaftliche Bereiche enorm. Kartoffel, Mais, Tomate, Tabak und Erdnüsse etwa waren jenseits der Amerikas unbekannt. Umgekehrt gab es dort weder Kaffeesträucher noch Zuckerrohr, Zwiebeln oder Bananenstauden wie in Europa, Afrika und Asien.
Färberei, Nahrung, Genuss, Arznei, Bau und Textilien: Pflanzen waren wertvolle Rohstoffe. Manche, etwa das Brasilholz (Ibirapitanga
in der indigenen Tupi–Guarani Sprachfamilie) der atlantischen Küstenwälder Brasiliens, wurden zwischen dem 16. und dem Ende des 18. Jahrhunderts direkt abgeholzt. Andere Pflanzen wie Indigo, Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr mussten versklavte Menschen aus Afrika in Plantagen in den Amerikas anbauen, pflegen, ernten und verarbeiten, bevor sie in die Hafenstädte Hamburg und Altona verschifft wurden.
Dort ging die genaue Erforschung und Identifizierung von Pflanzen aus kolonialen Gebieten Hand in Hand mit kommerziellen Interessen an profitablen Pflanzen sowie ihrer Anbaubedingungen. Dabei spielten auch der Zugriff und die Aneignung auf das mit diesen Ressourcen verbundene indigene Wissen eine wesentliche Rolle. Dieser Beitrag wirft Schlaglichter auf einige Orte, die sich um die Entstehung der Botanik in Hamburg in Verbindung mit dem Kolonialismus drehen.