soft power
[English Version below]
Goodbye, Sarotti suggeriert einen Abschied, markiert aber zugleich einen Neubeginn.
Im Oktober 2020 sind über 40 Berliner Künst- ler*innen und Kulturschaffende in die ehemalige Sarottifabrik in Berlin-Tempelhof eingezogen.
Hier schuf die Firma Sarotti 1918 eines der noch heute bekanntesten deutschen Markenzeichen: Eine rassistische Darstellung einer Schwarzen Person, entworfen im Sinne der Werbestrategien der ausgehenden Kolonialzeit. Der Bekanntheits- grad des Sarotti-Logos lag in Deutschland im Jahr 2000 bei 95 Prozent. Seit 2004 als „Magier der Sinne“ getarnt, spuken dieses und andere rassistische, stereotype und exotisierende Bilder der Kolonialzeit weiterhin durch unseren materiellen Alltag, durch Supermarktgänge, Warenhäuser und durch dieses Fabrikgebäude in der Teilestraße.
Wie gehen wir damit um, dass die denkmalge- schützte Fabrik – ein neuer Berliner Ort der künst- lerischen Produktion, den wir mitgestalten wollen – „Sarotti“ in ihrem Namen trägt? Wie können wir die allgegenwärtigen Kontinuitäten kolonialer Strukturen sichtbar machen, im Stadtteil verorten und langfristig mit einer breiten Öffentlichkeit diskutieren?
Als architektonische Repräsentation von Macht und einem kolonialen und neokolonialen Selbst- verständnis wird die ehemalige Sarottifabrik zum Ort dieser archäologischen Geisterbefragung. In Austausch mit Berlin Postkolonial e.V., Dekoloniale – Erinnerungskultur in der Stadt sowie mit Künst- ler*innen des Hauses will soft power nicht nur die Vergangenheit dieses Gebäudes anerkennen und aufarbeiten, sondern vielmehr dessen Zukunft aktiv mitgestalten. Die ersten künstlerischen Ergebnisse dieser gemeinsamen Auseinander- setzung werden am 3. Juli 2021 im Innenhof der Fabrik präsentiert.
Mitwirkende
Sangun Ho, Marius Land, Jina Park, Thomas Poeser, Raluca Popa, Mika Schwarz, Lina Walde in Austausch mit/in exchange with Berlin Postkolonial e.V. mit Dank an/thanks to Dekoloniale – Erinnerungs kultur in der Stadt, Robin Koek, Pascal Fideke, EIDOTECH GmbH, Lemonaid