Programm
Noch bis zum 28. Mai 2023 zeigen das Modellprojekt »Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt« und das FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum die gemeinsam entwickelte Ausstellung »TROTZ ALLEM: Migration in die Kolonialmetropole Berlin«. Zum Abschluss der Kooperation laden wir Sie/Euch herzlich zu unserer Veranstaltung »TROTZ ALLEM: Archive dekolonisieren!« ein, bei der wir uns kritisch mit Quellen und Strukturen von Archiven auseinandersetzen. Aufgrund der inhärent prekären und lückenhaften Quellenlage in öffentlichen Archiven, ist es für Ausstellungen wie “TROTZ ALLEM: Migration in die Kolonialmetropole Berlin” allein durch die vertrauensvolle Bereitstellung privater Fotoalben und Objekten möglich, kolonialisierte Menschen als Subjekte zu rekonstruieren. Doch das Ausstellen privater Bilder wirft wiederum neue Fragen zur Überlieferung marginalisierter Geschichten und der Ethik des Zeigens an sich auf.
Die Veranstaltung »TROTZ ALLEM: Archive dekolonisieren!« lässt die Kooperationsausstellung in einer öffentlichen Führung Revue passieren, befragt die Kunst, sowie die beteiligten Wissenschaftler*innen, aber vor allem direkte Nachfahr*innen nach ihren Wünschen, Vorstellungen und Erkenntnissen zum Thema.
Kuratorischer Rundgang durch die Ausstellung
15:30 Uhr
Wir laden euch im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 12.5. zu einem kuratorischen Rundgang durch die Ausstellung „TROTZ ALLEM: Migration in die Kolonialmetropole Berlin“ ein. Im Fokus stehen die Geschichten der Menschen, die im Zuge des Kolonialismus trotz rassistischer Benachteiligung und Ausgrenzung in die Stadt kamen und zu Berliner*innen wurden. Ihren komplexen Lebensrealitäten und Widerständigkeiten geht die Historikerin und Mitkuratorin Laura Frey in ihrem Rundgang durch die Ausstellung nach.
Dekoloniale [Re]visionen 2/23 »TROTZ ALLEM: Archive dekolonisieren!«
17:00 Uhr
Die zweite Ausgabe des diesjährigen »Dekoloniale [Re]visionen« Think Tanks beschäftigt sich mit diasporischen Archiven, die eine Grundlage der gemeinsamen Ausstellung »TROTZ ALLEM: Migration in die Kolonialmetropole Berlin« bilden und den ethischen Fragen, die die museale Arbeit mit ihrer Verwendung aufwirft. Aufgrund der inhärent prekären und lückenhaften Quellenlage in öffentlichen Archiven, war es durch die vertrauensvolle Bereitstellung privater Fotoalben und Objekten möglich, die Ausstellung in dieser Form umzusetzen. Doch das Ausstellen privater Bilder wirft neue Fragen zur Überlieferung marginalisierter Geschichten und der Ethik des Zeigens an sich auf, denen wir uns in dieser Denkwerkstatt gemeinsam mit Nachfahr*innen von ausgestellten Personen und beteiligten Wissenschaftler*innen widmen möchten.
Moderation: Bebero Lehmann (Dekoloniale)
Input & Panel: Roy Adomako, Robbie Aitken, Anujah Fernando und Danielle Rosales
Sprachen: deutsch
Filmabend und Gespräch mit Belinda Kazeem-Kamiński und Christopher Nixon
20:00 Uhr
Die Künstlerin und Filmemacherin Belinda Kazeem-Kamiński setzt sich in ihrer Arbeit mit der gewalthaften Geschichte von Archivmaterial und den Nachwirkungen der Kolonisierung auseinander. In ihren filmischen Werken „Unearthing. In Conversation“ (2018), „The Letter“ (2019) und „Fleshbacks“ (2021) tritt sie in einen Dialog mit der Vergangenheit, die hier nicht als vergangen, sondern als Tor für Befragungen aus einer diasporischen Gegenwart heraus verstanden wird. Archivstrukturen werden analysiert, Kisten geöffnet, Blicke durchkreuzt, Leitern erklommen und Fotografien wieder verdeckt. Grenzen zwischen damals und heute sowie zwischen Orten des afrikanischen Kontinents und Europa verschwimmen. Im Anschluss an das Filmscreening kommen Belinda Kazeem-Kamiński und Christopher Nixon ins Gespräch.
Belinda Kazeem-Kamiński ist eine in Wien lebende Autorin, Künstlerin und Lehrende. Verwurzelt in Schwarzer feministischer Theorie, arbeitet sie mit einer recherchebasierten und prozessorientierten investigativen und multimedialen Praxis, welche sich mit Archiven – im Speziellen den Lücken und Leerstellen in öffentlichen Sammlungen und Archiven – , sowie den Bedingungen Schwarzen Lebens in der afrikanischen Diaspora auseinandersetzt. Mit der Verbindung von Dokumentarischem und Fiktionalem legt sie dabei die Gegenwärtigkeit einer andauernden kolonialen Vergangenheit frei. Ihre aktuelle Einzelausstellung „You are awaited but never as equals“ läuft von 21.4.-9.7.2023 in der Coalmine, Winterthur (CH). Kazeem-Kamiński unterrichtet derzeit an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Christopher A. Nixon ist Philosoph, Komparatist und (freier) Kurator. Er vertritt seit Januar 2023 die Professur für Soziale Ungleichheit und Sozialpolitik an der Hochschule RheinMain. 2020–2021 arbeitete er als Kurator für koloniale Vergangenheit und postkoloniale Gegenwart bei der Stiftung Historische Museen Hamburg und cokuratierte dort eine Sonderausstellung zur kolonialen Verflechtung der hamburgischen Industrie. Seit 2013 ist er für verschiedene Universitäten und Hochschulen in Forschung und Lehre tätig und berät Museen freiberuflich.Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind: Postkoloniale, Kritische und Politische Theorie, Ästhetik und Sozialphilosophie.